Verein

Chronik der TTA/TTV Knittlingen

Die Tischtennisabteilung wurde 1948 gegründet, nachdem der zweite Weltkrieg wenige Jahre zu Ende war und die Kriegsgefangenen allmählich aus den Gefangenenlagern entlassen wurden. Während des Krieges lag das Vereinswesen im Argen und auch beim Fußballverein Knittlingen 1920 e.V., dem sich die Tischtennisabteilung Knittlingen anschloß, wurde erst nach 1945 der Sportbetrieb bzw. das Fußballspielen wieder aufgenommen. Gustav Weeber lernte in der englischen Gefangenschaft das Spiel mit dem kleinen Zelluloidball und er tat sich in Knittlingen mit Gleichgesinnten zusammen, unter anderen waren dies Heinz Stumpp und Egon Grimm, die man als Gründertrio bezeichnen kann.

Ping-Pong spielen wollen war eine Sache, Tische und Halle jedoch die andere. Da Gustav Weeber das Rückgrad der Knittlinger „Kicker“ bildete und der FVK auch über „Hallenrechte“ in der Festhalle verfügte, konnten während der Trainingsstunden der Fussballer auf der Empore vier Biertische zusammengestellt werden und ein provisorisches, selbstgefertigtes Netz machten die ersten Versuche möglich. Mit der Währungsreform im Juni 1948 war es „über Nacht“ möglich wieder alles zu kaufen – sofern man das nötige Geld hatte. Heinz Stumpp bestellte kurzerhand beim Schreiner Vincon einen Tischtennistisch – handgefertigt – der 200 DM kosten sollte. Monat für Monat wurde pro Spieler 1 DM einkassiert, die Schulden beglichen und die Knittlinger waren in der näheren Umgebung die ersten, die dem „weißen Sport“ nachgingen.

In dieser Zeit waren auch große Fahrtprobleme zu bewältigen, da kaum Privatautos zur Verfügung standen. Fahrräder und Motorräder bzw. Roller waren die Fortbewegungsmittel anfangs der 50iger Jahre. Mietautos von den Autohäusern Henning und Umschneider überbrückten die Wintermonate. Auch ein mit Strohballen ausgelegter Pritschenwagen von Hans Hornung löste verbotenerweise manchen Engpass.

Sportliche Beziehungen entstanden vor allem zu Diedelsheim, Königsbach, Forst, Vaihingen, Mühlacker und Eglosheim, da andere Vereine der Umgebung wie Sternenfels, Ötisheim oder Maulbronn erst später mit dem Tischtennissport begannen. Sicher waren die Hallenkapazitäten überall ein großes Problem, denn Kantinen von Betrieben, Wirtschaftssäle und umgebaute Scheunen oder Hütten mußten dem ersten Spielbetrieb genügen.

Da die Festhalle oft nicht zur Verfügung stand, wich man in den Adlersaal aus, bei der Erweiterung des Clubhauses mit Saal und Umkleideräumen übernahm die TTA den Saalausbau und trug auch die finanziellen Kosten dafür, um wenigstens für zwei Tische Platz zu schaffen. Erst mit dem Bau der Großsporthalle im Jahre 1980 waren die Raumprobleme für die Tischtennisler gelöst und mit der Beschaffung von zwölf neuen Tischen stand man plötzlich vor idealen Voraussetzungen nach 32 „mageren“ Jahren. Aber selbst unter einfachsten Hallen-und Lichtverhältnissen – die Bedingungen waren andernorts auch nicht besser – wurden bezirks- und landesoffene Tischtennisturniere Jahr für Jahr durchgeführt und aufgrund der guten Organisation waren  auch immer  zahlreiche Beteiligungen zu erreichen. Auch die Durchführung der Bezirksmeisterschaften und Pokalendspiele wurde wiederholt vom Bezirk auf die TTA übertragen. Die heutigen Mannschaftsturniere zu Saisonbeginn setzen die gute Tradition fort.

Knittlingen mußte wegen seiner Randlage öfters die Tischtennisbezirke wechseln: Man begann in der badischen Bezirksklasse und wurde dann dem Bezirk Ludwigsburg zugeordnet. Da vielen Vereinen aus diesem  Bezirk (z.B Großbottwar, Steinheim, Rielingshausen, Murr, usw.) der Weg an den Randbereich zu weit war, ordnete man Knittlingen für mehrere Jahre dem Bezirk Nordschwarzwald zu. Die Fahrtprobleme im Winter waren nach Horb, Calw, Hirsau, usw. gleichfalls problembeladen, sodaß 1962 die Rückgliederung nach Ludwigsburg nur eine Frage der Zeit war. Seit 36 Jahren hat die TTA Knittlingen unter dem Dach dieser Organisation eine recht gute sportliche Entwicklung genommen.

Auf-und Abstiege hielten sich die Waage, Höhepunkte waren die Zugehörigkeit zur Bezirksliga, der höchsten Klasse im Bezirk Ludwigsburg. Die erste Mannschaft brachte es dabei zur Vizemeisterschaft und mußte sich im Entscheidungsspiel in der Festhalle der Mannschaft aus Steinheim mit 7:9 knapp geschlagen geben.

Durch berufliche Veränderungen und den Abgang von auswärtigen Spielern mußte ein Neubeginn aus den unteren Spielklassen heraus gewagt werden, der schließlich durch eine erfolgreiche Nachwuchspflege durch Helmut Begero, Egon Grimm, Roland Wirth und Karin Gerst auch für die aktiven Mannschaften wieder für leistungsstarke Spieler sorgte. Über die Jugendarbeit, die auch die Mädchen einbezog, gelang es schließlich sogar, eine Damenmannschaft für die Verbandsrunde zu melden.

Breitenarbeit war in den letzten beiden Jahrzehnten angesagt, immer in der Hoffnung, dass sich daraus auch Leistungsträger ergeben. Obwohl zeitweise 5 Herrenmannschaften, 2 Damenmannschaften und 5 Jugendmannschaften am aktiven Spielbetrieb teilnahmen, gelang der Durchbruch in die oberen Spielklassen nicht.

Größere Musikveranstaltungen-unter anderem mit der Gruppe „PUR“-, deren Gewinn für den laufenden Spielbetrieb benötigt wurden, führten zu steuerrechtlichen Problemen mit dem Finanzamt bzw. dem FV Knittlingen. Aus diesen Gründen wurde die Selbständigkeit und die Ablösung vom Hauptverein angestrebt. Im Jahre 1992 wurde aus der Tischtennisabteilung des Fussballvereins Knittlingen der Tischtennisverein (TTV) Knittlingen e.V..

50 Jahre TTA/TTV Knittlingen bedeuten 50 Jahre aktiver Spielbetrieb, genau so wichtig waren jedoch Kameradschaft und Geselligkeit, die zum Teamgeist beitrugen. In den Vereinslokalen Engel (Gründungslokal), Schwanen, Ochsen, Wilhelmshöhe und Clubhaus des Fußballvereins Knittlingen klangen bei den neuesten Witzen, Binokel, Skat, Tratsch und Gesang die Trainingsabende aus. Tischtennissport in Knittlingen ist Freizeitgestaltung und Ausgleich zum beruflichen Alltag im besten Sinne.

Grundlage dazu haben die Gründungsmitglieder Gustav Weeber, Egon Grimm, Heinz Stumpp und Hans Laubert gelegt. Die Arbeit wurde im Team erledigt. Leider verstarb unerwartet 1989 Gustav Weeber, der für viele von uns ein menschliches und sportliches Vorbild war. Bis zu seinem Tod war er mit „seiner“ Tischtennisabteilung eng verbunden. Abteilungsleiter hat man erst später mit Helmut Begero, Eberhard Dolt und Günther Weeber gewählt. Kontinuität war allein dadurch gewährleistet, dass Helmut Begero und Günther Weeber fast vier Jahrzehnte den Kurs des Vereinsschiff´s steuerten.

Möge im 21. Jahrhundert eine weitere, ähnlich positive Vereinsentwicklung erwartet werden können.